Die Spanier
Die ersten Europäer, die eine Entdeckungsfahrt entlang der Karibikküste Zentralamerikas unternahmen, waren die Spanier Rodrigo Calván de Bastidas, Juan de la Cosa und Vasco Nuñez de Balbo (1475-1517) in den Jahren 1501 bis 1502. Der spanische Entdecker Rodrigo de Bastidas ging 1501 an der Stelle des heutigen Portobelo an Land. Ein Jahr später landete Christoph Kolumbus an der Küste von Panama und die erste Siedlung: Santa María de Belén, nahe dem heutigen Puerto Obaldía, entstand. In der panamaischen Geschichte begann die Epoche El Panamá Hispano aber nicht mit dieser ersten Siedlung, sondern mit Bastidas Entdeckung von Tierra Firme, wie die Landenge zunächst genannt wurde. Santa María de Belén musste bald wegen der Angriffe der Indios, der dichten Tropenvegitation, dem feuchtheissen Klima und den Moskitos von den Siedlern wieder verlassen werden.
Christoph Kolumbus
Christoph Kolumbus erkundete zwischen 1502 und 1504 nahezu die gesamte Ostküste Mittelamerikas, immer noch fest in dem Glauben, Hinterindien bzw. Ostasien auf der Westroute gefunden zu haben (daher die Bezeichnung "Indios" bzw. "Indians" für die Ureinwohner Amerikas).
1508 übertrug König Ferdinand V. von Kastilien Ländereien, zu denen auch das Gebiet von Panamá gehörte, an den spanischen Entdecker Diego de Nicuesa.
Vasco Nuñez de Balboa
1510 erreichte der Spanier Vasco Nuñez de Balboa San Sebastían am Golfo de Urabá in der Provinz Nueva Andalucía im heutigen Grenzgebiet zwischen Panama und Kolumbien. Diese einstmals indianische Siedlung wurde ein Jahr zuvor zum ersten offiziellen Stützpunkt der Spanier auf dem amerikanischen Festland erhoben und im Jahre der Ankunft Balboas wieder zerstört. Auf Anraten Balboas errichteten die Siedler noch im selben Jahr einen neuen Stützpunkt an der gegen über liegenden, westlichen Seite des Golfes von Urabá. Die Siedlung erhielt den Namen Santa María la Antigua de Darién nach der Schutzpatronin der spanischen Stadt Sevilla. Balboa suchte einen guten Kontakt zur heimischen Bevölkerung. Gewaltsame Unterdr ückungen lagen ihm fern, statt dessen ging er eine ehe ähnliche Beziehung mit der Tochter des Kaziken Careta, welcher sich zu einer Allianz mit den Kolonisten entschlossen hatte, ein. Auf diese Weise erfuhr er von einem großen Meer, auf dem man nach Süden fahrend das "Goldland" erreichen sollte.
Am 01.09.1513 zog Balboa in Begleitung von Einheimischen und Siedlern auf nach Westen. Von Acla aus überquerte er erfolgreich die Landenge des heutigen Panamas. Er erreichte nach einer anstrengenden Reise durch den Regenwald am 25.09.1513 eine Anhöhe, von der er, als erster Europäer, von Osten auf den Pazifik blickte. Vier Tage später, am 29.09.1513, erreichte er den Pazifischen Ozean, den er "Südmeer " nannte und sogleich für den spanischen König Ferdinand in Besitz nahm. Er erkannte die strategisch und wirtschaftlich große Bedeutung dieses an seiner schmalsten Stelle nur 80 Kilometer breiten Landstriches. Die Bucht erhielt den Namen San Miguel.
Bei weiteren Erkundungen entlang der Küste entdeckte die Spedition eine Inselgruppe mit reichen Perlenvorkommen, der Archipílago de las Perlas.
In Spanien wird fortan die Eroberung des "Goldlandes" vorbereitet. König Ferdinand ernannte den bereits siebzigjährigen Edelmann Pedro Arias de Avilla, besser bekannt als Pedrarias Dávilla, zum Gouverneur und schickte ihn mit zweiundzwanzig Schiffen und einer aus zweitausend Mann bestehenden Besatzung nach Santa María de la Antigua. Am 30.06.1514 erreicht er die Küste bei Santa María de La Anitigua. In der Provinz Castillo de Oro änderten sich die Machtverhältnisse. Die lockeren, fast demokratischen Strukturen Balboas mussten weichen. Pedrarias führte ein hartes, diktatorisches Regiment und hätte sich am liebsten sogleich seines Rivalen Balboa entledigt. Dieser genoss aber den Schutz des Königs. Balboa wurde, nach Diego de Nicuesa und Martín Fern ández de Enciso, dritter Gouverneur von Tierra Firme, dem späteren Castillo de Oro, welches etwas größer als das heutige Staatsgebiet von Panama war.
Pedrarias gründete am 15.08.1419 die erste spanische Stadt am Pazifik, die Siedlung Nuestra Se ñora de la Asunción de Panamá. Er erkundete die Pazifikküste Mittel- und Südamerikas.
Das 1509 gegründete Nombre de Dios wurde wieder besiedelt und zum karibischen Gegenhafen von Ciudad de Panamá ausgebaut. Ciudad de Panamá wurde zum Hauptstützpunkt der Spanier auf der Landenge, wodurch die gestiegene Bedeutung der Pazifikküste belegt wird. Von hier aus beginnt auch der spanische Eroberungszug des riesigen Inkareiches, das sich über ein Gebiet von zwei Millionen Quadratkilometern vom Hochland des heutigen Kolumbien bis etwa zur Hälfte des heutigen Chile erstreckte. Während der nachfolgenden Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts wurde das Gebiet vollständig von Spanien erobert.
Francisco Pizarro (1478-1541) erhielt von Pedrarias den Auftrag, Balboa gefangenzunehmen, da er angeblich an einem Mordkomplott gegen den ersten Gouverneur Diego de Nicuesa beteiligt gewesen sei. Das Vorhaben gelang, und Balboa wurde zum Tode verurteilt und am 12.01.1519 geköpft.
Der Camino Real wurde im königlichen Auftrag errichtet. Er war ein Maultierpfad und stellte die Verbindung zwischen Ciudad de Panamá und Nombre de Dios her. Der Camino Real war ein unbefestigter Weg von 80 km Länge und einer Breite von ca. 3 m, so dass höchstens 2 Esel nebeneinander herlaufen konnten. Vier Tage brauchten die Händler und Reisenden, um vom Pazifik zum Atlantik zu gelangen. Der Weg führte durch den tropischen Regenwald über die Serranía de San Blas. Zur Regenzeit konnte eine alternative Strecke benutzt werden. Der Camino de Cruces traf im Oberlauf bei der kleinen Siedlung Las Cruces auf den r ío Chagres, von wo Schiffe die Ladung bis zur Mündung transportierten. Heute noch sind Spuren dieser beiden bedeutenden Handelsstra ßen in Panama zu finden.
Pedrarias, der Gouverneur von Nicaragua geworden war, betätigte sich als einer der größten Sklavenhändler seiner Zeit. Panama war nicht mehr nur Warenumschlagsplatz, sondern auch ein Handelszentrum der Skaverei. Nachdem Cortez 1530 nach Peru vorgestoßen war, wurde Panama zum Umschlagplatz der Goldtransporte. In der Festung der Stadt wurde das Gold gelagert ehe es über den Isthmus nach Mombre de Dios bzw. Portobelo weitertransportiert und von dort nach Spanien verschifft wurde. Die Stadt entwickelte sich zu einem Verwaltungszentrum mit etwa 10000 Einwohnern und galt als uneinnehmbar.
Später wurde Panama an das Vizekönigreich von Peru angegliedert. Die spanischen Besitzungen im nördlichen Südamerika (die heutigen Staaten Venezuela, Panama, Kolumbien, Ecuador) werden 1543 unter dem Namen Neu-Granada dem spanischen Vizekönigreich Peru angegliedert. Die Spanier gr ünden 1597 an der Atlantikküste die Stadt Portobelos (nahe des heutigen Colón), die sich bald zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelt. Englische Seeleute und Piraten versuchten während des 16. und 17. Jahrhunderts ständig, den Landweg über den Isthmus abzuschneiden, die Häfen zu besetzen und die Transporte zu kapern. Die bekanntesten dieser Piraten waren Sir Francis Drake und Sir Henry Morgan.
Zwischen 1540 und 1650 wurden 90% der vom spanischen Südamerika auf die iberische Halbinsel transportierten Werte über den Camino gebracht. Im gleichen Zeitraum wurden 55-60% der Werte und 35-40% der gesamten Gütermenge des spanischen Südamerikahandels über Panama abgewickelt.
1671 führten entflohene schwarze und indianische Sklaven führen aus Hass gegen die Spanier (sie mussten das Gold aus den Minen des einstigen Inkareiches unter unmenschlichen Bedingungen bis zur Atlantikküste schleppen) den britischen Piraten Henry Morgan vor die Tore der Stadt Panama. Bei diesem englischen Überraschungsangriff wurde die Stadt zerstört. Die Ruinen von Fort San Lorenzo zeugen noch heute von diesem Ereignis.
Zwei Jahre später erfolgte der Wiederaufbau an anderer, besser gesicherten Stelle (etwa acht Kilometer südlich der alten Stadt) und bildet den Kern des heutigen Panama City.
Neu-Granada, bestehend aus den Gebieten der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Panama und Venezuela, wurde 1717 selbständiges spanisches Vizekönigreich. Aufgrund der dauernden Überfälle französischer und britischer Piraten mussten die Spanier den Atlantikhafen Portobelos im Jahre 1739 schließen. Dadurch verlor das heutige Panama für lange Zeit seine wirtschaftliche Bedeutung.
In Neu-Grananda kam es ab 1780 zu ersten Aufständen gegen die spanischen Kolonialherren. Der Freiheitskämpfer Camilo Torres rief am 20. Juli 1810 in Bogotá (Kolumbien) die Unabhängigkeit aus. Es gelang ihm jedoch nicht, die spanischen Truppen endgültig zu vertreiben. Bereits 1814 gelang den spanischen Truppen die erneute Unterwerfung Neu-Granadas. Nachdem Simón Bolívar 1821 die letzten Spanier aus dem heutigen Kolumbien und Venezuela vertrieben und die Republik Groß-Kolumbien ausgerufen hat, schließt sich Panama der Republik an.
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